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Wie es der Seele des Landgrafen Ludwig erging

  Caesarius von Heisterbach dial. mir. XII, 2

Landgraf Ludwig war ein überaus grosser Tyrann. Als er am Tode lag, sprach er zu seinen Freunden: wenn ich todt sein werde, dann ziehet mir eine Zisterzienser Mönchskutte an, nehmt euch aber in Acht, dass ihr es nicht eher thut.“ Wie er gewollt, so geschah es. Als nun ein Ritter ihn in der Mönchskutte liegen sah, spottete er sein und sprach zu den andern Rittern: „wahrlich er gleicht meinem Herrn in keiner Tugend . Als er noch Ritter war, da hatte er nicht seines Gleichen in ritterlichen Dingen, nun er Mönch geworden ist, folgt er seinen Regeln so genau. Seht nur, wie er ein so tiefes Schweigen beobachtet; er spricht ja nicht ein einziges Wort. “

Als Ludwigs Seele aber ihren Körper verlassen hatte, wurde sie dem Fürsten der Teufel übergeben. Der sass über einem tiefen Brunnen, hielt einen Becher in der Hand und begrüsste den Landgrafen mit diesen Worten: „willkommen sei unser vielgeliebter Freund! Zeiget ihm doch unsere Speisekammern, unsere Vorrathskammern und unsere Keller, dann bringet ihn wieder hierher.“ Da wurde Herr Ludwig an die Orte der Strafe geführt, wo nichts war als Heulen, Weinen und Zähneknirschen; und als man ihn zurückbrachte, redete der Höllenfürst ihn also an: „nun trinke Freund aus meinem Becher!“ Der Landgraf sträubte sich, aber das half ihm nichts, er musste trinken und zugleich schlugen ihm helle Schwefelflammen aus den Augen und der Nase. Danach sprach der Fürst der Teufel: „auch musst du dir meinen Pütz einmal beschauen, dessen Tiefe bodenlos ist.“ Da stürzte man ihn in den Brunnen und schloss den Deckel wieder darauf.

Später hat ihn ein Geistlicher in diesem Pütz gesehen.

Quellen: