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Ludwig baut eine Mauer um die Neuenburg

  Annall. Reinh. p. 36.
  Joh. Rothe düring. Chron. S. 294

Als der Kaiser Friedrich Rothbart von einem Kriegszuge aus Polen heimkehrte, herbergte er mit seinem Schwager Landgraf Ludwig dem eisernen auf der Neuenburg an der Unstrut. Daselbst blieb er etliche Tage seinem Schwager und seiner Schwester zu Liebe und sie waren mit einander fröhlich. Nun behagte ihm das Schloss an seinem herrlichen Gebäude und seiner Gelegenheit gar wohl und er sprach: „das ist ein rechtes Fürstenschloss und ich sehe nicht, dass ihm etwas gebreche, denn dass es keine Mauer um sich hat.“ Das hörte der Landgraf und sprach: Herr, es sollen nimmer zwei Nächte vergehen, ich will eine so gute und köstliche Mauer um diese Burg lassen machen, dass in Thüringen ihres gleichen nirgends gefunden wird.“ Dieser Rede verwunderte sich der Kaiser.

Am andern Tage sandte der Landgraf nach allen seinen Grafen und Mannen, die er um sich erlangen mochte, dass sie in der Nacht zu ihm kämen wohl gewappnet und aufs beste geschmückt. Und er stellte sie um die Burg, dass einer an dem andern stund, mit ihren gekrönten Helmen und ihre Knechte davor mit ihren Schilden. Des Morgens, als der Kaiser aufgestanden war, führte ihn sein Schwager um die Burg und liess ihn die Mauer beschauen. Da bekannte der Kaiser, dass er nicht festlicher noch fester eine Mauer gesehen habe.

Quellen: