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Ludwig der Springer

  Annales Reinhardsbrunnenes ed. Wegele. Jen. 1854. p. 12 sq.

Die Freunde und Verwandten des Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen konnten dessen Tod nicht vergessen und sie klagten den Grafen Ludwig zu Thüringen vor dem Kaiser an wegen der Frevelthat, die er um des schönen Weibes willen an dem Pfalzgrafen begangen hatte. Auf Befehl des Kaisers wurde der Graf Ludwig gefangen genommen und auf das Schloss Giebichenstein gebracht und zwei Jahre in einem Gefängnisse fest gehalten, doch ohne Fessel. Der Kaiser hatte ihm den Tod zuerkannt. Kurz vor dem Tage, an welchem die Todesstrafe ihn treffen sollte, spielte er mit einigen Männern im Brett und als er von denselben vernahm, dass er nicht wohl mit dem Leben davon kommen möchte, stand er alsbald vom Spiele auf, ging zur Seite und that ein Gelübde zu St. Ulrich, ihm eine Kirche zu erbauen, wenn ihm durch seinen Schuss aus der Noth und vom Tode geholfen würde.

Darauf verstellte er sich, klagte über grossen Frost und that deswegen viele und weite Kleider an und ging sanft und gemach in seinem Gefängniss auf und ab, während die Männer, die bei ihm waren, im Brett spielten und seiner nicht sonderlich achteten. Unterdessen sah er durch das Fenster und gewahrte unten über der Saale, welche am Fusse des Berges hart vorbeifliesst, einen seiner Diener, der mit seinem weissen Hengste, welcher der Schwan hiess, dem Ufer des Flusses zuritt, und erkannte, dass dieses durch Gottes und des heil. Ulrichs Eingabe und Fügung so geschehe. Sogleich stürzte er sich mit seinen Kleidern, die vom Winde mit ausgebreitet wurden, hinab in das Wasser und als er dasselbe oben berührt hatte, erfasste ihn der Diener, setzte ihn auf das Pferd und befreite ihn von der Gefahr des Todes.

Als der Graf Ludwig heim in seine Stadt Sangerhausen kam, dankte er Gott für seine Rettung und erbaute eine schöne Kirche in St. Ulrichs Ehre und liess an ihren Eingang diese Worte in Stein hauen :

Suscipe sancte domum quam vinctus compede vovi.

Von diesem Sprunge aber heisst er Ludwig der Springer.

Quellen: