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Die Frau zur Weissenburg

  Uhland Volkslieder Nr. 123. S. 287.
  A. Brotuff Chronica der Stadt Mersburg. Lpzg. 1557. Bl. 71 b .

Was woln wir aber fingen,
was woln wir heben an?
ein lied von der frawen zur Weissenburg
wie sie iren herrn verriet.

Sie liess ein brievelein schreiben
gar fern ins Türinger land
zu Ludewig, irem bulen,
dass er käm zuhand.

Er sprach zu seinem knechte:
,satel du mir mein pferd!
wir woln kein der Weissenburg reiten,
es ist nu reitens zeit.' —

,Gott grüss euch, Adelheid schone!
wünsch euch ein guten tag;
wo ist ewr edler herre
mit dem ich kempfen mag?'

Die fraw leukent iren herren
im schein falsches gemüts:
,er reit nechten ganz spate
mit hunden auf die jagt.'

Do Ludewig under die linde kam,
ja under die lind so grün,
do kam der herr von der Weissenburg
mit seinen winden so kün.

,Wilkommen, herr von der Weissenburg,
gott geb euch guten mut!
ir solt nicht lenger leben
denn heut disen halben tag.'

,Sol ich nicht lenger leben
denn disen halben tag,
so klag ichs Christ von himel
der all ding wenden mag.'

Sie kamen hart zusammen
mit worten, zorn so gross,
dass einer zu dem andern
sein armbrost abeschoss.

Er sprach zu seinem knechte:
'nu spann dein armbrost ein
und scheuss den herrn von der Weissenburg
zur linken seiten ein!'

Worumb sol ich in schiessen
und morden auf dem plan?
hat er mir doch sein lebenlang
noch nie kein leid getan.'

Do nam Ludwig sein jegerspiess
selber in seine hand,
durchrant den pfalzgraf Friederich
under der linden zuhand.

Er sprach zu seinem knechte :
'reit mit zur Weissenburg !
da seint wir wol gehalden
nach unserm herz und mut.'

Do er nu kegen der Weissenburg kam,
wol under das hohe haus,
da sach die falsche frawe
mit freuden zum fenster auss.

'Gott grüss euch, edle frawe,
bescher euch glück und heil!
ewr will der ist ergangen,
tot habt ir ewrn gemal.'

Ist mein will ergangen,
mein edler herre tot,
so wil ichs nicht eher glauben
ich seh denn sein blut so roth.'

Er zog auss seiner scheiden
ein schwert von blut so rot :
'sih da, du edle frawe,
ein zeichen deins herren tod!'

Sie rant ir weisse hende,
rauft auss ir gelweiss har:
hilf, reicher Christ von himel,
was hab ich nu getan!'

Sie zog von irem finger
ein ringlein von gold so rot:
'nim hin, du Ludewig bule,
meiner darbei gedenk!'

“Was sol mir doch das fingerlein,
das unrecht gewonnen gold?
wenn ich daran gedenke
mein herz wirt nimmer fro.'

Des erschrack die fraw von der Weissenburg,
fasst ein traurigen mut:
'verlass mich, holder fürste, nicht!
mein edler herr ist tot.'

Quellen: