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Die Johanniskirche bei Altenberge

  3. B. Heller's Merkwürdigkeiten aus der Landgrafschaft Thüringen 1731. S. 59. 466 .
  Falkenstein thür. Chronik. II, 273 .

Als man zählte nach Christi Geburt 721 Jahre, kam der heilige Bonifazius zum erstenmal nach Thüringen und wohnte in dem Walde auf dem alten Berge bei Georgenthal. Dort bauete er ein Kirchlein in St. Johannis des Täufers Ehre und daneben ein Haus. Ehe aber noch die Kirche fertig war, wollte der fromme Mann einmal auf dem Berge unter freiem Himmel predigen. Dabei thaten ihm die Krähen, Raben und Dohlen, welche auf dem Berge umherflogen, durch ihr Schreien so viel Ungemach, dass seine Worte vom Volke nicht gehört werden konnten und er deshalb Gott bat, er möchte die Vögel zerstreuen und von der Stelle weichen lassen. Zur Stunde zogen sie von dannen und sind nie wieder auf diesem Berge gesehen worden.

Die St. Johanniskirche lag anmuthig über dem Dorfe Altenberge und war die erste und edelste Pfarrkirche im ganzen Thüringer Lande. Im Winter aber war der Weg gar beschwerlich dahin, namentlich bei Glatteis und wenn Kinder zur Taufe oder Leichen zur Beerdigung hinauf zu tragen waren. Deshalb wollten die Altenberger die Kirche einmal abbrechen und unten im Dorfe aufrichten. Aber sie waren nicht im Stande das Vorhaben auszuführen. Denn was sie an dem einen Tage abgetragen und ins Thal geschafft hatten, das fanden sie am andern Morgen stets wieder in gehöriger Ordnung oben an seiner Stelle, so dass sie endlich ihre Arbeit aufgaben und die Kirche auf dem Berge stehen liessen.

Quellen: