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Der König der Franken überzieht die Thüringer mit Krieg

  Gregor. Turon. histor. Franc. III, 7 .
  Gesta Franc. epitom. c. 22.

Herminefred's Treubruch vergaß aber der König der Franken nicht. Er verband sich mit seinem Bruder Clotar und zog gegen Herminefred, ihn wegen seiner Untreue zu strafen. Als er das Heer seiner Franken versammelt hatte, redete er also zu ihnen: „Gedenket mit Ingrimm der Schmach, die mir angethan worden ist, und an den Mord eurer Väter. Erinnert euch daran, wie einst über unsere Väter die Thüringer mit Gewalt hereinbrachen und ihnen großes Leid zufügten, obgleich diese Geiseln stellten und Frieden schliessen wollten. Aber die Thüringer tödteten die Geiseln, überfielen eure Väter, nahmen ihnen alle Habe weg, hingen die Knaben an die Bäume auf und liessen die Mädchen eines grausamen Todes sterben. Denn sie banden ihre Arme auf den Nacken der Pferde, trieben diese mit Peitschen auseinander, so dass die Mädchen jämmerlich zerrissen wurden. Andere legten sie auf die Wagengleise der Landstrassen, befestigten sie mit Pfählen am Boden und liessen schwere Lastwagen darüber gehen, die ihnen die Beine zerbrachen und zuletzt warfen sie ihre Leiber den Hunden und Vögeln zur Speise vor. Und nun hält mir Herminefred nicht sein Versprechen und will es in keiner Weise erfüllen. Seht unsere Sache ist gerecht; lasst uns unter Gottes Beistand gegen sie ziehen.“

Als die Franken diese Worte hörten, wurden sie erbittert und voll Ingrimm über diesen Schimpf und zogen einmüthig gegen die Thüringer ins Feld. Diese stellten ihnen aber eine Falle. Auf dem Felde, wo der Kampf entschieden werden sollte, gruben sie Löcher und bedeckten sie wieder mit Rasen, dass der Boden als eine gleiche Fläche erschien. In diese Gruben stürzten viele fränkische Reiter und das Heer konnte nicht von der Stelle. Als aber die Franken hinter diese List gekommen waren, wurden sie achtsamer und brachten den Thüringern eine grosse Niederlage bei, dass sie bis zur Unstrut flohen. Herminefred hatte aber schon vorher die Flucht ergriffen. An der Unstrut wurden noch viele Thüringer getötet und das Flussbett mit Leichen so angefüllt, dass die Franken darüber wie über eine Brücke an das andere Ufer zogen.

Nach diesem Siege nahmen die Franken das Land sofort in Besitz und brachten es unter ihre Botmässigkeit.

Quellen: