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Childerich und Basina (Witzschel)

  Gregor. Turon. histor. Franc. 11, 12.
  Gesta Francor. epitom. c. 7.

Als Childerich, Merowigs Sohn, König der Franken war, ergab er sich einem schwelgerischen und unzüchtigen Leben und fing an die Töchter der Edeln zu missbrauchen. Darob ergrimmten die Franken gegen ihn und nahmen ihm die Herrschaft. Und als er erfuhr, dass sie ihn tödten wollten, wurde er landflüchtig und ging nach Thüringen. Daheim liess er aber einen vertrauten Freund, der sollte versuchen mit Schmeichelworten ihm die aufgebrachten Gemüther wieder zu versöhnen und seinen übeln Ruf zu mindern. Auch theilten sie ein Goldstück; die eine Hälfte nahm Childerich mit sich, die andere aber behielt sein vertrauter Freund.

„Wenn ich dir diese Hälfte schicke,“ sprach er, „und sie mit deiner Hälfte verbunden ein Goldstück ausmacht, dann kehre ohne Furcht zurück in deine Heimath.“ In Thüringen hielt sich Childerich beim König Bisinus und seiner Gemahlin Basina verborgen. Die Franken aber wählten zu ihrem Könige den Aegidius, einen Römer. Und als dieser im achten Jahre über sie herrschte, da schickte jener vertraute Dienstmann, nachdem er die Franken heimlich für Childerich gewonnen hatte, Boten zu ihm und gab denselben die Hälfte des Goldstückes mit, das er behalten hatte. Da Childerich den Beweis vor Augen hatte, dass die Franken wieder nach ihm verlangten und ihn zur Rückkehr aufforderten, kehrte er von Thüringen heim und wurde wieder in sein Königreich eingesetzt.

Wie er nun wieder in Ruhe sein Reich beherrschte, verliess Basina ihren Gemahl, den König in Thüringen, und ging zu Childerich. Und als dieser besorgt sie fragte, weshalb sie aus so weiter Ferne zu ihm käme, gab sie zur Antwort: „ich kenne deine Tüchtigkeit und weiss, dass du sehr tapfer bist, deshalb bin ich gekommen und will bei dir wohnen. Denn wisse, hätte ich jenseit des Meeres einen Mann gekannt, der tüchtiger wäre als du, ich würde gewiss darnach getrachtet haben, bei ihm zu wohnen.“ Ueber diese Rede freute sich der König und nahm sie zur Ehe. Sie gebar ihm einen Sohn und nannte ihn Chlodoweg. Der wurde gewaltig und ein tapferer Streiter.

Quellen: