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Hänschen, gieß ein!

Eine Bäuerin aus Oßling blieb vormittags immer sehr lange auf dem Felde. Stets ging sie erst dreiviertel zwölf nach Hause, um das Mittagessen zu bereiten. Und doch war pünktlich um zwölf, wenn das Gesinde zu Tisch kam, alles fix und fertig. Die Leute wunderten sich darüber sehr und hätten gern gewußt, wie das die Frau so schnell zuwege brachte. Daher schlich einst ein Knecht hinter ihr her nach Hause. Die Frau verschloß sofort hinter sich alle Türen. Der Knecht aber schaute durchs Schlüsselloch in die Küche. Dort sah er auf der Ofenbank einen Drachen sitzen. Er hörte auch, wie die Bäuerin ihm immer zuflüsterte: „Gieß ein, Hänschen, gieß ein!„ Der Drache aber rief ängstlich: „Es guckt einer, Marka, es guckt einer!«

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;