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Der Bäcker und der Drache

In Bautzen lebte einst ein Bäcker, der besonders gute Semmeln buk. Die Leute konnten das schneeweiße, knusprige Gebäck nicht genug loben und meinten, so gut könne kein anderer Bäcker backen. Einige munkelten sogar, er müsse einen ganz besonderen Helfer haben, der die Semmeln immer so gut geraten lasse. Und schon hieß es, dieser wär der Drache. Manche Leute wollten auf einem Tisch beim Bäcker irgend etwas Weißes, Zusammengerolltes liegen sehen haben, das sei der Drache gewesen. Andere wieder erzählten, daß nachts aus dem Schornstein der Bäckerei Funken flogen, die hätten eine ganz besondere Farbe.

Ein kluger Mann aber, der nichts auf das Gerede der Leute gab, sah sich die Sache einmal genau an und berichtete dann: Ja, ich habe wirklich etwas Weißes dort liegen sehen. Das war aber kein Drache, sondern des Bäckers weißer Spitz, der neben der Mehlsäcken mit eingeringeltem Schwanz schlief. Und das herrliche weiße Mehl schleppte auch kein Drache herbei. Das trugen Esel auf ihren Rücken von der Mühle unten an der Spree den Berg hinauf bis in die Stadt.

Und als ich dem Bäcker etwas von dem Gerede der Leute erzählte, lachte der und sagte nur: „Ja, ja, das ist eine alte Sache. Wem seine Arbeit Erfolg bringt, von dem behaupten die Leute gleich, er habe den Drachen“.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;