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Die Nixen vom Schwarzteich bei Oberputzkau

Im Schwarzteich wohnte einst ein Wassermann mit seinen zwei lieblichen Töchtern. Die beiden Mädchen kamen oft aufs Land, und jedermann hatte sie gern. Man erkannte sie leicht an dem immer feuchten Saum ihrer Kleider. Gern gingen sie zu ihrem Lieblingsplätzchen, einem Steinblock am Klosterberg bei Demitz. Der hatte zwei ausgehöhlte Sitze, und von da schauten sie weit ins Land hinaus. „Jungfrauenstuhl„ hieß der Stein im Volksmund.

An Sonntagen sah man beide oft zum Tanz in Neuschmölln. Immer aber waren sie vor Mitternacht verschwunden. Da verabredeten sich einmal einige Burschen, die Mädchen länger als sonst auf dem Tanzsaal zu halten. Als die Nixen unbemerkt zur Tür hinausschlüpfen wollten, vertraten sie ihnen den Weg. Die Mädchen baten: „Laßt uns hinaus!“ Aber die Burschen lachten sie aus. Da klagten die Mädchen ganz traurig: „Laßt uns! Heute ist Osternacht, und wenn wir erst nach Mitternacht das Wasser berühren, so ist es unser Unglück.«

„Ostern ist doch längst vorbei„, entgegneten die beiden Burschen „Nicht doch“ darauf die Nixen „heute ist die wahre Osternacht. Ihr Menschen könnt das nicht richtig wissen: Geht nur hinunter in den Stall und seht, wie unruhig alle Tiere sind. Ganz besonders die Esel, aus deren Geschlecht einer einst den Gottessohn seinen Leiden entgegen trug. Und der Eseltreiber sitzt fromm daneben und faltet die Hände. Er erkennt am Gebaren seiner Tiere, daß heut die rechte Osternacht ist. Drum laßt uns gehen!“ Da willigten die Burschen ein.

Zwei von ihnen aber folgten den Nixen unbemerkt. Die Mädchen eilten in fegender Hast dem Schwarzteich zu. Der alte Nix kam ihnen schon entgegen. Am Ufer erhob die eine von beiden eine Gerte und schlug damit kreuzweise übers Wasser. Das teilte sich sogleich. Doch ehe sie noch den Fuß in den Teich setzte, schlug die Turmuhr zwölf. Da erhob sich plötzlich ein Sturm. Das Schilf wogte hin und her, und die alten Fichten droben auf dem Hainberg stöhnten und ächzten. Als alles wieder still war und nur der Mond noch durch schwarzes, zerzaustes Gewölk lugte, war von Nix und Nixen nichts mehr zu sehen. Nur aus dem Teich drang ein langgedehntes Wehgeschrei. „Gib acht„, sagte der eine der beiden Burschen, „die sehen wir niemals wieder!“

So kam es auch. Die schönen Mädchen blieben für immer verschwunden. „Hätten wir das bloß nicht getan„, jammerten die Burschen. Nur zwei weiße Gestalten haben sich später noch oftmals in der Nähe des Schwarzteiches gezeigt.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;