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Der Häusler aus Brischko

Der Häusler Nasdalak aus Brischko schaute sorgenvoll auf sein Feld neben dem Teich. Er zerbrach sich den Kopf, wie er bis zur Ernte mit dem Brot reichen sollte. Das Korn stand zwar prächtig und versprach eine reiche Ernte. Aber es dauerte immer noch mehr als einen Monat, bevor er es würde mähen und einfahren können. Und Geld hatte er nicht, um sich bis dahin Mehl zu kaufen.

Da stand plötzlich ein altes, graues Männchen neben ihm und fragte, warum er so traurig sei. Der arme Häusler fürchtete sich nicht und klagte ihm seine Not. Da sagte das Männchen: „Weißt du was, ich werde dir vier Scheffel Korn borgen. Ich bin der Wassermann dort aus dem Teich. Komm heute abend an den Ständer, wo das Wasser abgelassen wird! Dort werden vier Säcke stehen; die nimm! Dafür mußt du mir aber bis morgen nachmittag zwei Pfund Kaffee, etwas Zucker und große Rosinen besorgen. Bist du damit zufrieden?„ Der Bauer war froh, daß ihm auf diese Weise geholfen würde, und versprach das gern.

Am Abend holte er das Getreide mit dem Schubkarren nach Hause. Obwohl er ein kräftiger Mann war, mußte er sich sehr anstrengen, so voll und schwer waren die Säcke. Als er aber am nächsten Tag zum Teich ging, um dem Wassermann Kaffee, Zucker und Rosinen zu bringen, begann es zu stürmen und zu donnern, daß die Bäume rauschten und sich bogen. Ein Blitz schlug plötzlich ins Wasser. Mit Mühe gelangte der Mann bis zum Ständer, wo er sich mit dem Wassermann troffen wollte: Als er ihn dort nicht antraf, suchte er mit den Augen das Wasser ab, das Schaum und Wellen aufwarf. Da hörte er eine Stimme: „Geh heim! Der Wassermann ist tot. Der Blitz hat ihn erschlagen.“

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;