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Der Nix und der Bär

In die Mühle von Neida kam abends häufig der Nix zu Gast. Wenn er in die Stube trat, grüßte er höflich: »Guten Abend, Müller!“ Gewöhnlich brachte er ein Netz voll Fische mit. Die schlachtete er dann und kochte sie im Kessel des Müllers. Das fortwährende Borgen ärgerte zwar den Müller, aber er getraute sich nicht, den ungebetenen Gast abzuweisen. Da kam ihm unerwartet Hilfe. Das geschah folgendermaßen:

In früheren Zeiten zogen durch die Dörfer hin und wieder Bärenführer. Sie be saßen einen zahmen Bären; der konnte tanzen und andere Kunststücke zeigen. Einst kam solch ein Bärenführer mit seinem Tier auch in die Neidaer Mühle und blieb dort über Nacht. Am späten Abend erschien der Nix und begann, wie gewöhnlich, Fische zu schlachten und zu kochen: Als das Wasser in Kessel brodelte, fing der Bär an zu schnuppern. Schließlich stand er auf, und als er die herrlichen Fische erblickte, zog er einen heraus um ihn zu fressen: Der Mix nahm den Rührlöffel und drohte dem Bären: „Katz, geh auf deinen Platz!“ Der Bar aber ließ sich nicht vertreiben und nahm sich noch einen Fisch. Da wurde der Nix wütend und schlug dem Bären eins auf die Tatze. Der aber stürzte sich auf ihn und kratzte und biß. Nur mit Mühe konnte der Nix entfliehen und sprang zerschunden und zerschlagen ins Wasser.

Erst nach längerer Zeit wagte er sich wieder zum Müller, schaute aber zunächst vorsichtig zur Türe hinein und sagte: „Guten Abend, Müller! Ist eure böse Katze wieder da?« Der Müller antwortete: »Gewiß, und sie hat noch neun Junge bekommen!„ „Dann leb wohl!'“ sagte der Nix und zeigte sich nie wieder.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;