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Der Wassermann als Karpfen

In Gleina wohnte einst ein Mann, der gern Fische fing. Einmal ging er mit Angel und Netz zum Bach an jene Stelle, die „Kadolby„ genannt wird. Es war gegen Mittag, und da der Fischer an diesem Tage besonderes Glück hatte, wurde das Netz auch ziemlich voll. Zuletzt fing er noch einen großen Karpfen; der hatte keinen Schwanz. Er steckte ihn erfreut in sein Netz, warf es über die Schulter und wollte nach Hause gehen.

Im Dorf schlug es gerade 12 Uhr. Da rüsteten sich die Fische zur Mittagsmahlzeit. Im Wasser entstand ein Plätschern, und die Fische riefen einander zu: „Kommt, kommt!“ Als alle beisammen waren, zählten sie nach, ob auch keiner fehle. Plötzlich begann ein lautes Rufen: „Großer Fisch ohne Schwanz, wo bist du denn? Großer Fisch ohne Schwanz, wo bist du denn?“

Als der große Karpfen in des Fischers Netz das hörte, antwortete er: „Ich leide im Netz große Qual beim zwickenden Krebs und beim Aal! Ich leide im Netz große Qual beim zwickenden Krebs und beim Aal!„ Da wurde dem Fischer unheimlich zumute. Er warf das Netz mit den Fischen und den Krebsen ins Wasser zurück und eilte nach Hause. Jetzt wußte er, daß der große Karpfen in Wirklichkeit der Wassermann gewesen war. Nie wieder ging er an jene Stelle fischen.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;