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Das Silbergeschenk

An einem kalten Wintertage ging ein Mädchen aus Brauna hinaus in den Wald, um Holz zu sammeln. Der Frost biß in die Wangen und ließ die Hände erstarren. So beeilte sich das Mädchen sehr, raffte den Korb voll und freute sich, bald bei den Eltern zu sein und eine warme Stube bereiten zu können. Aber o weh, plötzlich erhob sich ein gewaltiges Schneegestöber. Keinen Schritt weit konnte das arme Mädchen mehr vor sich sehen, und bald hatte es sich im dichten Wald verirrt. Da schimmerte plötzlich vom Schloßberg, der sich rechts des Weges von Kamenz nach Schwosdorf erhebt, ein Licht. Mutig ging es darauf zu, um vielleicht einen Unterschlupf zu finden, bis das Schneetreiben vorüber wäre.

O Schreck, da trat ihm plötzlich ein graues Männchen in den Weg und fragte, wohin die Kleine wolle und was sie da im Korb trage. Sie zeigte ihm ihre Holzlast und klagte, wie arm sie doch daheim seien, so daß es nicht einmal zu einer warmen Stube reiche. Da sagte das Männchen: „Komm, folge mit, ich will dir helfen!„ Beide kletterten nun den Berg empor. Da sah sie, wie aus den Gipfelfelsen bei einem hellen Feuer eine Menge Silbermünzen heraussprangen. Das Männchen schüttete den Korb mit Leseholz aus und befahl ihr, die Silbermünzen hinein zu füllen. Aber sie getraute sich nicht, vielleicht war alles nur Zauberei und das Männchen ein böser Geist. Da nahm der Kleine selbst den Korb und häufte ihn voll mit dem klingenden Silber. Dann hob er ihr die Last auf den Rücken und geleitete sie sicher nach Hause. Welch freudige Überraschung gab das bei den armen Eltern!

Als sich das wundersame Ereignis im Dorf herumgesprochen hatte, nahmen die Bauern Hacke und Schaufel und zogen scharenweise hinaus, um auch solches Glück zu finden. Aber es war umsonst den Habsüchtigen gab der Berg nichts von seinen Schätzen.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;