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Der feurige Hund am Löbauer Berg als Schatzhüter

In den sumpfigen Gebüschen am östlichen Füße des Löbauer Berges läßt sich angeblich zuweilen eine hell leuchtende Erscheinung sehen. Manche halten sie für ein gewöhnliches Irrlicht; andere sagen, es sei ein feuriger Hund, ein Pudel, und wer ihm mutig folge, den führe er zur Diamantengrube.

Einst kehrte spät in der Nacht ein Herwigsdorfer Bauernmädchen vom Löbauer Jahrmarkt zurück, da begegnete ihr der Hund. Seltsamerweise hatte sie Mut genug, ihm zu folgen, und gelangte auch richtig in einen glänzenden Saal, wo alles in diamantenem Lichte blitzte und strahlte. Einige merkwürdige Gestalten saßen dort; die bat das Mädchen, ihr nur einen einzigen Diamanten zu schenken, damit sie sich ihre Aussteuer kaufen könne; sie wolle nämlich gern heiraten, doch ihr Bräutigam sei zwar rechtschaffen und fleißig, aber auch arm, und deshalb habe ihr Vater seine Einwilligung zur Heirat versagt. Kaum hatte sie diesen verständlichen Wunsch geäußert, da fuhr der Feuerhund sie wütend an, packte sie mit den Zähnen und schleuderte sie mit solcher Gewalt in die finstere Nacht hinaus, daß sie erst nahe bei ihrer Behausung sehr unsanft auf dem Boden ankam. Als ihr Bräutigam einige Zeit darauf von ihr erfahren hatte, wie es ihr ergangen war, stellte er die Sache klüger an. In der nächsten Nacht begab er sich an den Berg in der Hoffnung, den feurigen Hund zu treffen, der auch sehr bald schnüffelnd und schnaubend in den Sträuchern erschien und den Burschen durch seltsame Gebärden aufforderte, ihm zu folgen.

Die Nacht war rabenschwarz, und dem jungen Mann klopfte das Herz, als er seinem feurigen Führer durch das Gestrüpp mühsam nachkletterte. Doch bald stand er an der ersehnten Pforte, bald auch in dem geheimnisvollen, wunderbar erleuchteten, von Edelsteinen blitzenden Saal. Aber er stellte sich entsetzlich dumm, redete wirres Zeug, und erwarb gerade dadurch nicht nur des Pudels gnädige Gewogenheit, sondern auch die der anwesenden Berggeister. Er bestaunte den schönen Eiskeller, und als man ihm ganze Körbe voll Diamanten zeigte, wunderte er sich über die gläsernen Haselnüsse. Man bot ihm davon an, aber er weigerte sich, etwas zu nehmen, weil er das harte Zeug nicht beissen könne. „Nun, so nimm doch deinem Mädchen wenigstens einige mit!„ sagte einer der Geister und füllte dem Burschen die Taschen mit Diamanten. Der empfahl sich darauf zierlich tölpisch, und da der Pudel ihm wieder hinableuchtete, kam er glücklich ins Tal. Er aber lachte sich ins Fäustchen, heiratete sein Mädchen und kaufte sich für seinen Reichtum, was sein Herz begehrte.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;