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Der Todesberg

Nördlich von Lohsa, am Wege nach Weißkollm, erhebt sich der Kollmer Hügel, auch Todesberg genannt. Jenseits des Baches, der am Fuße des Hügels fließt, ackerte einst zur Pestzeit ein Bauer aus Lohsa. Als er während seiner Arbeit einmal zum Hügel hinaufschaute, sah er, wie sich dort ein dichter Nebel bildete und zu einer riesigen Frauengestalt formte. Die Erscheinung kam immer näher. Kaum hatte er wieder eine Furche geackert, stand eine häßliche Frau vor ihm und sprach: „Ich bin die Pest, ich will nach Lohsa, und du wirst mich hintragen.„ Dabei sprang sie ihm auf den Rücken.

Der Bauer aber trug seine Last, die ihm so schwer dünkte wie drei Scheffel Weizen, nicht nach Lohsa, sondern über den Bach auf den Kollmer Hügel. Er wollte die Pest um jeden Preis von seinem Heimatdorf fernhalten, koste es auch sein eigenes Leben. „Du darfst die Lohsaer nicht töten“, sagte er zur Pestfrau und brachte sie immer weiter vom Dorf weg. Da bat ihn die Pest: „Ich will dich und dein Haus verschonen, nur laß mich nach Lohsa!„ Aber der Bauer preßte die Gestalt fester an sich. Als er auf dem Hügel anlangte, merkte er plötzlich, daß seine Last leichter wurde. Der Berg hatte sich geöffnet und war ganz in Rauch gehüllt. Die Pestfrau versank in der Erde, und der Hügel schloß sich wieder.

Seit dieser Zeit hörte die Seuche auf. Die sandige Kuppe aber wurde „Todesberg“ genannt, weil die Pest in ihr eingeschlossen liegt.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;