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Die Riesen und der Dubringer Berg

Auf einem Hügel bei Oßling wohnte in alten Zeiten ein Riese. Der hatte eine einzige Tochter. Als sie noch klein war, spielte sie, wie Kinder es tun, mit Sand und Steinen. Doch solchem 'Spiel entwuchs sie bald, denn sie wurde groß und stark wie der Vater. Einst kam ihr in den Sinn, gegenüber dem väterlichen Hügel einen neuen aufzutürmen. Sie ging sogleich an die Arbeit.

Frühmorgens, bevor der Vater erwachte, band sie sich eine Schürze um und raffte diese voll Sand. Dann lief sie etwa eine Viertelstunde nach Osten und schüttete den Sand aus. So ging sie noch einige Male hin und her, bis ihr der Haufen groß genug erschien. Da war der Dubringer Berg entstanden.

Beim letzten Male geriet ein seltsames Zappelding, das ein anderes größeres vor sich hertrieb, mit in die Schürze. Das war ein pflügender Bauer mit seinem Pferd.

Weil die Riesentochter noch nie solch ein merkwürdiges Wesen erblickt hatte, spielte sie ein wenig damit. Aber es stach die Riesin so empfindlich mit einem Stock, daß sie es ärgerlich zerdrückte und ihrem Vater zeigte. Der wandte sich traurig zur Seite und sagte: „Nie hätte ich bei deiner Geburt gedacht, daß du mir so großes Unglück bringen wirst. Wegen solcher kleinen Würmchen - Menschen heißen sie - hat schon mancher von uns sein Leben eingebüßt oder das Land verlassen müssen. Wir wollen uns nicht mit ihnen messen; es wäre vergebens. Komm, Tochter, laß uns ein anderes Land suchen, wo wir in Frieden leben können!„

Seitdem wurde in unserer Heimat nichts mehr von den Riesen gehört.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;