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Sorau

  Albinus p. 76. 
  Magnus p. 1. 
  Mich. Neander, orbisterrae 1.89. 
  Ditmar VI. 157. 
  Frenzel, nomencl. in script. II.
  Lex. slav. IV. 4489. 
  N. L. Mag. 1835 S. 178.

Die Stadt Sorau, welche Einige auf Lateinisch Sorabia nennen, soll von den Sorben ihren Namen herleiten und demnach Sorbenstadt heißen. Andere meinen, Sora heiße Zor, Zaro, Zara, soviel wie Morgenröthe, und der Name zeige ihre östliche Lage oder auch den Götzendienst an, den man hier vor Zeiten der Sonne erwiesen. Manche behaupten auch die Stadt führe den Namen von der „sauern Aue„, darin sie liegt. Frenzel nennt sie Kranichstadt, von dem polnischen Wort Zoraw, der Kranich. Busch findet in ihr eine Zaren- oder Königsstadt, und glaubt, daß dort ein Wendenfürst seinen Sitz gehabt habe.

Die Chroniken erzählen, daß im Jahre 1207 Herr Ulrich von Dewin unter der Regierung Kaiser Otto des vierten die Kirche, das Schloß und die Stadtmauer zu bauen angefangen habe. Dieser erste Herr von Sorau ist ein Böhme gewesen und hat sich geschrieben von dem Schlosse Debin, welches im Jahre 738 von Wlasta, und zwar durch ihrer Mägde Hände erbaut worden. Der Vater von Magnus will die Fahrzahl der Erbauung von Sorau in einem Steine oben an dem Gewölbe der Marienkirche einge hauen gesehen haben. Nach eines Saganischen Augustinermönchs hinterlassener alter Schrift und der Volkssage soll die Stadt viel älter sein und anfänglich dort gestanden haben, wo jetzt das nahe Dorf Grabig liegt. Im Jahre 840 sei sie von Pokosai, einem frommen Christen aus einem polnischen Geschlechte, des Primislai Vetter, zugleich mit Sommerfeld erbauet worden.

Gewiß ist, daß schon der über die Sorben geseßte fränkische Herzog Thakulf einen Ort Namens Zarowe besaß (856) und daß unter dem Jahre 1006 von Ditmar der „Gau Zara“ erwähnt und berichtet wird, daß der Polenherzog Boleslav ihn eingenommen habe.

In des Bürgermeisters Büsser handschriftlicher Chronik von Sorau steht über die Entstehung der Stadt Folgendes: Wenn, wie und von wem Sorau erbauet und einen andern Namen bekommen hat, habe ich nicht aus Schriften oder sonst gründlicher erfahren können, als wie mich etliche Leute berichtet haben, die es ohne Zweifel von ihren Eltern oder Großeltern gehört haben, so sei deroselben Fleck, darauf es gebauet und noch heutigen Tages stehet, eine lange, sauere, alte Aue gewesen, welche sich bis an das Vorwerk Alt Sorau genennet, erstrecket, bei welchem Vorwerk und Wiese hieraus erstlich ein Flecken oder Markt erbauet und Sorau, nach Gelegenheit der sauren Auen, genennet wurden, und ist allda verfallen Eisen und gemachter Arbeit viel gefunden worden; hernachmals aber ist die Stadt besser hierein gebauet worden.“

Anmerkungen:

1. Zara ist wahrscheinlich der ursprüngliche Name und Morgenröthe oder Goit der Morgenröthe die ursprüngliche Bedeutung. Dasselbe gilt von Zarow in Schlesien, Zarowe in Altenburg, Zara in Dalmatien und dem Fluß Zarówa in der Uckermark. Zara ist wie Juterbog ein spezieller Namen für Swantewit, den Lichtgott.

2. Als man anno 1564 in Sorau einen Wassergraben anlegte, fand man unter der Erde drei Steinwege, einen immer eine Elle tiefer als den andern, unter dem letzten aber eine eichene Brücke, die man nur mit sehr großer Mühe entzwei hauen konnte (Magnus S. 65).

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862