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Neschwitz

  I. Frenzel, hist. nat. I. 31. msc. II. 
  Oberlaus. Kirchengallerie S. 340.

I.

Bei Neschwitz unweit der Mühle ist ein großer Steinhaufen, der von einem Baue herrührt, auf dem einst ein Götzenbild gestanden hat. Dies zeigt auch der Name des Ortes an, denn Neczwieczo, wie ihn die Wenden nennen, bedeutet ein Götzenbild, Ungeheuer oder Gespenst.

II.

Nach anderer neuerer Nachricht soll das Dorf wendisch Nesstazidlo heißen und einen Ort bedeuten, wo nicht gevespert wird. Denn das ist ein uralter Brauch daselbst, daß die Abendglocke nicht wie anderwärts bei Sonnenuntergang, sondern eine Stunde früher geläutet wird und die Hofegärtner so eine Stunde weniger arbeiten dürfen als anderswo. Dafür aber bekommen sie von der Herrschaft auch das sonst gewöhnliche Vesperbrod nicht.

Anmerkungen: In alten Lehnbriefen sieht man, daß die Herrschaft zu Neschwitz das Recht hat, bei entstehender Kriegsgefahr etliche seiner Hausgesessenen von Adel zu sich zu entbieten, die sich alsdann sofort, mit einer Keulen- oder Streitkolben versehen, dahin einfinden müssen. (A. Frenzel, von den Völkern in d. Laus. Mscr. S. 168.)

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862