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Der Jungfernstein auf dem Leiper Berge in der Herrschaft Hoyerswerda

  Frenzel, hist. nat. II. 693. msc.

Der Jungfernstein, von welchem auch der ganze Berg der Jungfernberg genannt wird, ist drei Ellen lang, anderthalb Ellen breit und kaum eine halbe Elle dick, unten und oben flach. Um ihn herum liegen kleinere Steine und es soll da vor Alters ein Steinbruch gewesen sein. Von der Ursache seines Namens erzählen die Leiper Bauern Folgendes:

Es war einst eine vornehme hochadlige Jungfer von einem geringen Manne schwanger und flüchtete sich kurz vor der Entbindung aus Furcht vor den Mißhandlungen des erzürnten Vaters aus dem Schlosse. Auf ihrer Flucht kam sie bis hierher und legte sich, da sie kein anderes Lager fand, auf diesen Stein. In der Angst der Geburt gelobte sie, wenn sie einen Sohn gebären würde, eine Kapelle, Andere sagen ein Schloß an der Stelle zu erbauen. Da sie jedoch einer Tochter genas, so unterblieb der Bau und nur der Stein behielt den Namen. Man zeigt daselbst auch drei abgesonderte Steine, deren einer das Bett, der andere der Tisch und der dritte die Wiege heißt.

Anmerkungen: Vergl. Th. I No. 21 Anm. 13

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862