<<< vorherige Sage | Dritte Abtheilung: Ortssagen | nächste Sage >>>

Die Bluttöpfe hinter dem Altar in Lauban

  Zeidlerus, Chron. a. a. 1427. Msc. Sing. Lus. XIX. 4996

Als die Hussiten in die Stadt einbrachen, haben sich die frommen Bürger in die Kirche begeben und ein Salve Regina angestimmt. Da sind die Hussiten hineingedrungen und haben ihnen allen, Priestern und Laien, die Köpfe abgeschlagen. Und es floß so viel Blut, daß man es nach ihrem Abzuge in Töpfen aufgeschöpft und dieselben als theure Reliquien aufbewahrt hat. Diese Töpfe wurden so heilig gehalten, daß, als sie einmal von etlichen leichtfertigen Gesellen gestohlen worden waren, diese ihre Unthat mit dem Leben büßen mußten.

Der Kantor steckte, als ihm der Kopf abgeschlagen wurde, einen Schulknaben, Namens Johann Kracker, unter seinen weiten Mantel und rettete ihm dadurch das Leben. Drei Tage hat der Knabe unter den Leichen zugebracht und sich von den Brodfrüstlein aus den Schübsäcken seiner erschlagenen Kameraden das Leben gefristet.

Anmerungen 1. Die Nonnen auf dem Maria-Magdalenen-Kloster in Lauban flüchteten damals nach Görlitz, wo sie zehn Jahre blieben und in der Nähe des Franziskanerklosters wohnten. Die dort gelegene Straße führt noch heute den Namen „Nonnengasse.“ 2. Laubauer Sagen des 1. Theiles: No. 164, 238, 317, 320, 332, 277, 289.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862