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Das Laubaner Stadtwappen

  Bohemus, Chron. a. a. 1344. msc. 
  Sing. Lus. XIX. 485.

Als Herzog Woldemar gestorben war, trat ein Betrüger auf, der gab sich für den verstorbenen Markgrafen aus, war aber nur ein Mühlknecht, „der einen geriebenen Kopf hatte, der mit einem Schalk gefüttert war.“ Dieser „Mühlesel und Stäubesack“ kam anno 1344 mit seinem Herrn vor die Stadt Lauban, um sie zu unterwerfen und lagerte sich am Jachandelberge bei Bettelsdorf. Die Bürger aber hielten die Thore zu und vertheidigten die Stadt bis Herzog Heinrich (von Jauer)1) ankam. Da ist der falsche Woldemar mit seinen armen Leuten nebst Sack und Pack abgezogen.

Als nun Herzog Heinrich, ihr rechter Herr, vor die Stadt kam, sind ihm Rath und Bürgerschaft entgegengezogen und haben ihm die Schlüssel der Stadt überliefert. Das hat dem Herzog wohlgefallen und als er die Schlüssel empfangen, hat er sie in der Hand hin und her geworfen und zu dem Bürgermeister gesagt: „Nun wohlan, weil ich sehe, daß ihr euch männlich und treu verhalten, so will ich euch zum Zeugniß eurer Treue und eures Gehorsams zwei Schlüssel kreuzweis übereinander geschränkt in euer Wappen setzen.“

Darum sind bis auf heutigen Tag im Laubaner Stadtwappen die beiden Schlüssel der Stadt zu erschauen, im schwarzen und rothen Felde.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862


1)
Heinrich I. von Jauer (polnisch Henryk I. Jaworski; tschechisch Jindřich I. Javorský), Herr von Fürstenberg und Jauer (* um 1294; † 15. Mai 1346) war 1312 bis 1346 Herzog von Jauer. Quelle: Wikipedia