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Der erste Pfarrer in Lauban

  Bohemus, chron. msc. a. a. 941. 
  Sing. Lus. XIX. 1. S. 483.

Der erste Pfarrer zur St. Georgen - Kapelle in Lauban hieß Michael Wanger. Sein Kaplan war ein unzüchtiger Mann, buhlte gern mit der Bürger Frauen und Mägden, naschte wo er konnte. Auf eine Zeit vergaß er der Regel: si non caste, tamen caute. „Wenn nicht züchtig, doch fürsichtig, ward mit einer Magd in des Pfarrers Garten erwischt. Darüber ihn der Pfarrer übel empfing und schalt. Das that dem Buben weh und schenkte in diesem Jahre dafür dem Pfarrer einen welschen Trunk, daß er darüber Erde kauen mußte.„

Eine alte Reimchronik aus dem 16. Jahrhundert sagt:

„Der erste Pfarr hieß Michel Wanger,
Sein Kaplan ging mit Unglück schwanger,
Vergab den Pfarr, daß er starb bald.
Solchs trug sich zu solcher Gestalt.
Der Kaplan buhlt mit vielen Fraun,
Ließ sich auch gern von ihnen schaun.
Mit einer Magd er begriffen ward,
Bei der er lag im Pfarren -Gart.
Der Pfarr ihn heftig darum straft,
Dagegen er ihn um's Leben bracht.“

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862