<<< vorherige Sage | Dritte Abtheilung: Ortssagen | nächste Sage >>>

Von Markgraf Siegfried auf Landeskrone, dem Ahnherrn der Bibersteine

Es giebt von der Erbauung der Landeskronenburg noch eine andere Sage, die in einer alten Chronik des Meißner Domstiftes aufbewahrt worden ist.

In Böhmen war einst ein Herzog, Bertzel (Bretislaw?) genannt, der hatte einen Sohn, mit Namen Siegfried, welchem er das Markgrafthum Lausitz übergab. Dieser Markgraf Siegfried verliebte sich in eine vornehme Bürgerstochter zu Görlitz, welche gar wunderschön war, und wollte nimmermehr von ihr lassen, ja sie zu bseinem eheligen Gemahl nehmen. Doch weil solche Ehen wegen allerhand schwerer Ursachen öffentlich nicht mochte vollzogen werden, so hat er ein geheimes Liebesbündnis mit ihr gemacht und mit ihr einen Sohn gezeuget. Für diesen hat er nachmals auf einem hohen Berge, wo schon einmal eine Burg gestanden hatte, die von Kaiser Heinrich zerstört worden war, ein wunderschönes Schloss erbaut, das die Landeskrone genannt worden, weil es gleich wie eine strahlende Krone in das Thal herabglitzerte. Von Siegfried`s Sohnen stammt das edle Geschlecht der Bibersteine ab, als welchen Namen er von der Mutter Seite erhalten und geführt.

Markgraf Siegfried selbst aber hat das Land einundzwanzig Jahre löblich regiert, jedoch niemals sich verehelicht, sondern dieselbe Herzensliebe, die er zu der Jungfrau gefaßt, bis an seinen Tod nicht ändern wollen. Er soll auf der Landeskrone begraben liegen.

Anmerkungen: Die Bibersteine haben lange Zeit die Landeskrone besessen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862