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Görlitz von der Landeskrone aus gegründet

Auf der Landskrone hatte sich nach und nach die Mannschaft so vermehrt, daß alle Stuben und Kammern voll waren und sie oben keinen Raum mehr hatten. Um das Jahr 1000 beschlossen daher die Bewohner an der Neiße bei dem Dorfe Gerlois ein neues festes Schloß aufzubauen, was auch alsobald in's Werk gesetzt ward. Rings um das Schloß herum bauten sich immer mehr Leute an und so entstand die Stadt Görlitz. Aber bald brachen Streitigkeiten zwischen den Bewohnern von Görlitz und den Landeskrönern aus und es kam zu einer Fehde, worin die Görlitzer die Oberhand behielten.

Von da an verübten die Ritter von der Landeskrone viele Räubereien und beschädigten rings umher das Land. Sie verbanden sich dazu mit denen von der Limasburg und gaben sich gegenseitig Zeichen durch ausgesteckte Fahnen, so daß ihnen kein auf der Straße herankommender Kaufmannswagen entgehen konnte. Auch mit den Raubrittern auf dem Oybin standen sie in Verbindung, und es war damals in der Oberlausitz eitel Rauben, Morden, Sengen und Brennen, bis nach Jahrhunderten erst durch die Zerstörung der Raubnester dem Unwesen ein Ende gemacht wurde. Doch das ist keine bloße Sage, das gehört der Geschichte an.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862