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Das Schwein an der Landeskrone bei Görlitz

  Mündlich

Ein Mädchen aus Pfaffendorf hütete an der Landeskrone die Kühe eines Bauers. Der Bauer aber hatte auch ein Schwein, das lies er immer mit den Kühen zusammen austreiben. Aber das Schwein blieb nicht bei der Heerde und ging immer seine eigenen Wege und sobald die Heerde auf dem Weideplatze ankam, lief es in die Büsche und war verschwunden. Abends, wenn es heimwärts ging, fand es sich von selber ein und lief ruhig mit zurück in's Dorf.

Die Magd war neugierig, wo das Schwein wohl hinliefe, und sagte es auch dem Bauer, und eines Tages ging der Bauer mit hinaus und hütete selbst sein Vieh, das Mädchen aber ging dem Schweine nach in den Busch und immer weiter und weiter bis an die Landeskrone und die halbe Landeskrone hinauf in das hohe Gebüsch. Da lief es in eine Höhle hinein und die Magd ging nach und kam in einen Pferdestall, da standen viele Rosse gesattelt und gezäumt und geharnischte Krieger in Waffen saßen dabei.

Das Schwein aber war verschwunden. Die Männer fragten das Mägdelein, was es wolle, waren sehr barsch und unwillig, sagten, sie hätte hier nichts zu suchen, ihr Schwein würde sie schon wieder zurückbekommen, sie sollte machen, daß sie wegkäme. Da lief das Mädchen erschrocken davon und erzählte Alles dem Bauer und der Bauer sprach: „Laß gut sein, das Schwein kommt schon wieder, aber wenn in der Landeskrone die Reiter wieder rumoren, da wird's bald losgehen und wird nicht lange dauern, wird Krieg werden.“ So sprach der Bauer und das vor gar nicht langer Zeit.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862