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Rudolph von Habsburg borgt bei einem Görlitzer Bürger

  Görlitzer Annalen von Funke a. a. 1261. 
  Msc. und andere Görlitzer Jahrbücher.

„Im Jahr 1261 ist Rudolphus, Graf von Habensburgen aus Elsaß, nach Breslau verreist und als ihm im Rückwege Geld abgegangen, hat er sich zu Görlitz bei einem Tuchmacher, Velten Kießling genennet, 500 Mrk. geborget, auf schlechte Zusage, denn er vorgegeben, alle sein Vorhaben strebe nach einem ehrlichen Namen.

Als er nachmals anno 1273 römischer Kaiser worden, hat er obgedachtem Tuchmacher zu Görlitz das Geld doppelt wieder gegeben, und weil er nur eine einzige Tochter, Judithe genannt, gehabt, hat sie der Kaiser seinem treuen Diener Johann Ruffenberger verheirathet, ihn hoch geadelt und die Grafschaft Wulgen eingegeben. Da hat er sich der Herr von Wolkenberk geschrieben, wie es denn dieses Geschlechtes von Wolkenberk noch heute im römischen Reiche hat, wie auch in der Reynströmischen Chronika zu sehen, und dieselbigen Freiherren haben ihre Ankunft her von einem Tuchmacher von Görlitz.“

Anmerkungen: In No. 70 b. wird dieselbe Sage nach Baruth versetzt und von der Gersdorffschen Familie erzählt.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862