Die Steinbilder in der St. Barbara-Kapelle zu Görlitz

  Görl. Wegweiser 1832 S. 88.

In demjenigen Theile der Klosterkirche zu Görlitz, welcher St. Barbara-Kapelle heißt, sieht man oben an der Decke mehrere Bilder abgeschildert, nämlich einen Mann mit Cither und Geige, einen andern mit Harfe und Trommel, eine bekränzte Frau und einen borstigen Mannskopf, dem ein Quarg¹⁾ im Munde steckt. Die gelehrten Zeichendeuter der Baukunst wissen nicht recht, was sie aus diesen Bildwerken machen sollen.

Aber das Volk weiß es. Es zog nämlich einmal vor vielen Jahren eine lustige Gesellschaft mit Musik auf die Landskrone hinauf, wobei sie allerlei Unfug trieben. Unter Andern war ein Mann dabei, welcher die Wette anstellte, er wolle, ehe er den Berg hinaus käme, drei Quärge verschlingen. Mit zweien gelang es, aber der dritte blieb ihm im Halse stecken, daß er ersticken mußte.

Ein lustiger Künstler schilderte die Leute zum Andenken an der Kirchdecke ab.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862