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Stosch

  Sinapius 1. 943.

Das uralte, hochansehnliche und zum Theil freiherrliche Geschlecht der Herren v. Stosch führt ein Wappen: zwei weiße Seeblumen im rothen Schilde und auf dem Helme einen oder zwei Adlerflügel, worinnen ebenfalls solche Seeblumen zu sehen sind. Dazu ist es auf folgende Weise gekommen. Als zu den Zeiten der alten Wendenkönige das Heer an einen See gekommen war und die Anführer sich berathschlaget und gefragt, ob selbiger wohl zu tief sei, als daß man glüdlich hindurch und an's jenseitige Ufer kommen könne, hat einer von den Vornehmsten seinem Pferde die Sporen gegeben, ist hineingeseßt und glücklich hinüber und wieder zurückgekommen.

Als er also zurück schwimmend auf seinem Pferde gesessen, hat er sich gebückt und eine Seeblume ergriffen und dieselbe dem Könige überreicht, als ein Zeichen, daß der See zu passiren sei, worauf alle, nachdem sie wohlbehalten, der König an der Spitze, durch den See geritten, dem kühnen Wegweiser die Seeblume zum Wappenbilde ertheilt haben.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862