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Carlowit

  Gauhen, udeisler. I. 240. 
  König, Adelshift. I. 112. 
  Großer, L. M. III. 44.

Das Geschlecht der von Carlowitz hat mehre Ursprungssagen. Nach der einen war der Ahnherr des großen Kaisers Karl vornehmster Rath und wurde von diesem zu den wichtigsten Geschäften gebraucht, namentlich in den Kriegen gegen die Slaven, weshalb ihm diese den Namen beilegten, der so viel bedeutet als Karl's Licht.

Eine andere Sage läßt die Herren von Carlowitz aus königlich französischem Geblüte entspringen. König Ludwig VIII. von Frankreich1) hatte einen Sohn, Karl I., welcher 1266 König von Neapel und Sicilien ward. Karl II., des ersten Sohn und Nachfolger, hinterließ sechs Söhne, von denen der jüngste, Johann, die Mechthilde, Prinzessin von Achaja, heirathete und durch sie Herzog von Durazzo wurde. Ein Enkel dieses Herzogs Johann2), mit dem Beinamen Horwat, gelangte zur Würde eines Banus oder Statthalters von Kroatien und brachte es dahin, daß nach König Ludwigs Tode die Ungarn seinem Bruder, Karl dem Kleinen, König von Neapel3), im 3. 1386 die Krone antrugen und aufsetzten.

Allein dieser wurde sehr bald auf Veranstaltung der Wittwe König Ludwigs und ihrer Tochter Maria ermordet. Da entbrannte Johann Horivat von tödtlichem Hasse, ließ die Königin nebst der Prinzessin auf der Straße überfallen, ihr Geleit niederhauen und sie selbst an den Haaren fortschleppen.

Elisabeth4) ersäufte er im Flusse Bozota und Maria5) wurde in das Gefängniß geworfen, jedoch bald wieder entlassen, da ihr Bräutigam, der nachmalige Kaiser Sigismund, mit einem Heere heranzog, um sie zu befreien.

Obwohl sie eidlich hatte geloben müssen, sich an Johann Horwat nicht zu rächen, so ruhte sie nicht eher, als bis Sigismund ihn in Poffega und Dobor belagern, gefangen nehmen und in Stücke hauen ließ. Johann Horwat hatte einen Sohn Karl, dem der Kaiser Verzeihung angedeihen ließ und mit mehren Gütern in Kroatien und Slavonien beschenkte. Dort baute er zwischen Scherwich und Griechisch - Weißenburg ein Schloß, das er Carlowitz nannte.

Die Bulgaren singen noch ein Lied von Marco Carlowiczo, welcher mit seinen ritterlichen Genossen sich lange Zeit in einem festen Schlosse gegen die Türken gehalten bis er der Uebermacht erlegen. Seinen Tod rächte ein treuer Diener an dem Sultan Murad I., indem er ihn erstach, während dieser ihm den Fuß zum Kusse darreichte.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862