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Von Markgraf Dietrich, wie er den Papst erschreckte und des Kaisers Ehre rettete

  Chron. Mont. Ser. ad a. 1177. ap. Mencken II. col. 196. 
  Annal. Vet. Cell. ad eundem annum cf. Luden XI. S. 376. 
  und Raumer's Hohenstaufen II. 262.

Zur Zeit als Kaiser Friedrich der Rothbart des deutschen Volkes König war, da war Dietrich, Konrad's Sohn, ein Markgraf der Lausitzer, und war ein gar tapferer unerschrockener Herr und treuer Dienstmann des Kaisers. Es war aber dazumal Krieg in Welschland und der Herzog von Sachsen (Heinrich der Löwe) war dem Kaiser ungetreu, aber Markgraf Dietrich blieb bei seinen Heeren wie im Glück so im Unglück.

Da ward bei Legnano eine große Schlacht geschlagen und der Kaiser ward besiegt und zog nach Venedig um Frieden zu machen mit dem Papste. Der kam gar stolz zu Roß einher gesprengt und der Kaiser ging ihm entgegen, beugte seine Kniee vor ihm und hielt ihm demüthig den Steigbügel.

Da juckte den Papst der Hochmuth und setzte seinen Fuß auf Kaiser's Nacken und sprach: „Auf Löwen und Ottern wirst du gehen und treten auf junge Löwen und Drachen“.

Und Markgraf Dietrich stand auch dabei, der ergrimmte im Herzen über die Schmach, rief seinem Herrn zu: „Mein Kaiser, man beschimpfet deine Würde„ und schritt mit wüthender Geberde auf den Papst los. Da erschrak der feige Wälsche und es reute ihn sein Uebermuth, hob schnell den Kaiser auf, küßte ihn in großer Hast und sprach, er wolle den Kaiser nicht loslassen, bis er ihm Leib und Leben zugesichert hätte.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862