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Von Rolandsbildern

  Albinus, Meißn. L. Chron. S. 88. 
  Brotuff, Chron. d. St. Halle S. 19. 
  Bönijd, Chron. v. Camenz S. 101.

Kaiser Karl der Große hat zu der Zeit, als er die Sachsen dreißig Jahre lang bekriegte, einen edlen, trefflich erfahrenen Kriegsfürsten mit Namen Roland an seiner Seite gehabt; der war ein Graf von Blois, des Grafen Milon und der Schwester des Kaisers Karl, Bertha, Sohn. Dieser Roland bat im Auftrage des Kaisers den sächsischen Städten die Obergerichte gegeben und deß zu einem ewigen Gedächtnis haben ihm die Sachsen in vielen Städten große Bilder von Stein oder Holz aufgerichtet und an die Gerichtsstätten gesetzt. Solche Bilder standen vor Zeiten auch in der Lausitz, namentlich in Reichwalde bei Luckau, in Finsterwalde und Ruland.

In Budissin, dem Rathhause gegenüber, sieht man auf einem Wassertroge eine steinerne Figur in Ritterrüstung mit einer Fahne von Blech in der Rechten, worauf die Lausitzer Farben gemalt sind. Die Wenden nennen ihn den Dutschmann. Das soll noch so ein altes Rolandsbild sein. Auch in Görlitz war ein ähnliches Standbild auf dem Untermarkte vor dem Rathhause zu schauen.

Als Held Roland, Kaiser Karls Paladin, den Gau Nisin erobert hatte, erwählte er einen Richtplatz, der ist das Rügen-, Ruge- oder Rodeland (bei Heinrichsdorf), ließ daselbst sein Bild hinstellen mit dem Schwert in der einen und einer Erdkugel in der andern Hand.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862