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Von den Wappen der Ober- und Niederlausitz

  Manlius lib. II. cap. XI. 
  Hönnius, Wappen der churfürstl. Häuser Sachsens III. p. 39. 
  Albinus XV. p. 190.

In alten Geschichtsbüchern ist zu lesen, daß in den Kriegen der Deutschen und Slaven die ersteren einen Bären, die letzteren aber einen feurigen, fliegenden Drachen auf ihre Fahnen gemalt hatten (Olaus Magnus).

König Heinrikus I. aber, als er die Lausitzer unterworfen, hat der Niederlausitz einen rothen laufenden Ochsen, der Oberlausitz aber eine goldene Mauer mit 3 Zinnen im blauen Felde zum Wappen gegeben.

Anmerkungen:

1. Vgl. Th. I. No. 10. Der schwarze Drache, Zirnitra, war das Kriegszeichen der Nordwenden, ein Symbol des Todes, das noch heute viele östliche Nationen, z. B. die Chinesen, in ihren Fahnen tragen. Ohne an asiatischen Thierdienst zu denken, mag es doch erlaubt sein, dem Stiere eine Art Heiligkeit im Glauben der Ackerbauenden Wenden zu vindiciren. Eine rothstreifige Kuh wird noch heute bei den Wenden der N. L. Bisanca (= Bison) genannt. Die wendische Braut vollzieht gleich nach der Trauung ein Wasserorakel, welches im Kuhstalle vorgenommen werden muß und so vieles Andere. Die Umwandlung des friegerischen Drachen in den friedlichen Stier ist geschichtlich - charakteristisch. Auch die Mauer im Wappen der Oberlausitz bezeichnet gar schön das vorherrschende Städtewesen, das ja im Sechsstädtebunde eine reichsstädtische Blüthe entfaltete.

2. Doch kann ich in Betreff des N. Laus. Wappens nicht verschweigen, daß Drache und Stier in einer alten mythischen und zwar gegensätzlichen und antipathischen Beziehung stehen. In mährischen und russischen Sagen von St. Georg und dem Drachen dient ein Kalb (das Symbol der sommerlichen Fruchtbarkeit) als Lodspeise für den Drachen (Symbol des Wintertodes). In der Edda steckt Thor einen Ochsenkopf an die Angel, um die Mitgardschlange zu fangen. Im wendischen Aberglauben spielt neben dem Drachen vorzüglich das Kalb die Rolle eines Dämons) vgl. Th. I. No. 88. 89. 55.).

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862