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Vorboten einer großen Theurung

  I. u. II. Frenzel, hist. nat. III. 1547. msc. 
  III. Magnus, Gesch. v. Sorau. S. 32.

I. Mittwochs vor Pfingsten des Jahres 1538 ist zu Görlitz von vielen Leuten ein Schwert am Himmel gesehen worden. Nachmals am 20. Mai, Mittwochs nach Pfingsten, ist an unterschiedlichen Orten bei hellem lichten Tage Feuer vom Himmel gefallen, worauf bald folgendes Jahr nach Ostern eine große Theurung ausgebrochen, welche bis zur Ernte des Jahres 1540 gewähret.

II. Anno 1622, am 28. Mai, Nachmittags um 3 Uhr, ist zu Görlitz das steinerne Viertel oder Maaß der Waage, worin das Getraide abgemessen worden, von selbst ohne alle Ursache in fünf Stücke zersprungen. Den 21. Mai, Nachmittags um 4 Uhr, fiel ein starker Schwefelregen, so daß eine große Menge Schwefelkörner gesammelt worden ist. Vorher, im Monat April, ist in der Kränzelgasse bei Hans Schmieden der Keller eingefallen, bei Martin Schröern eine Giebelwand eingestürzt u. s. w., worauf denn bald die bekannte große Theurung ausgebrochen ist, wovon alle Jahrbücher voll sind.

III. Am 15. December Anno 1551, als der letzte Biberstein von der Sorauer Linie auf Schloß Friedland selig entschlafen war, wohin er von Sorau aus gezogen war, um daselbst zu sterben, da hat sich in der Nacht darauf in Sorau ein großer Sturm erhoben, der den Knopf sammt dem Strauß vom Rathsthurme warf. Solches wurde allgemein für ein böses Vorzeichen gehalten, wie denn auch darauf folgendes Jahr Theurung, Hungersnoth, Pest, dürre Zeit und anderes Unglück mehr entstanden. So ergoß sich auch das Wasser und geschahen in diesem Jahre große Zeichen am Himmel und auf Erden, sintemal auch um Sorau die Teiche und Brunnen mit Blute flossen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862