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Todespropheten

  I. Frenzel, hist. nat. III. 1518. 
  II. Haberkorn, Chron. von Kamenz S. 423.

I. Anno 1539 ist ein Weib von Görlitz, die schwarze Babe genannt, in den Busch gegangen, um Ruthen zu Besen zu suchen. Als sie bei Deutsch-Ossig auf dem Damme gesessen, ist ihr ein Mann mit einem langen grauen Barte erschienen, der sie also angeredet: Was machst Du hier? Stehe auf, gehe in die Stadt und bereite Dich zum Sakrament, denn in neun Tagen wird es Feuer vom Himmel regnen und die Welt untergehen. Als diese Prophezeihung ruchbar geworden, ist das Volk in der Stadt gewaltig erschrocken, und anderswo sogar die Rede ergangen, als sei Görlitz bereits untergegangen. Als aber die schwarze Babe nicht auf ihrer Rede bestanden, und sich auch sonst verdächtig gemacht hat, ist sie Dinstags vor Francisci zur Stadt hinausgewiesen worden. Görlitz aber steht heute noch.

II. Anno 1644 ist ein Prophet in Kamenz erschienen, ein Wende, der hat prophezeiet, es würde ein großes Erdbeben kommen und die Häuser ein fallen. Da haben viele Leute ihr Hab und Gut auf die Dörfer getragen, zu ihrem großen Schaden, denn das meiste davon ist in die Hände der räuberischen Schweden gefallen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862