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Steinregen

  Reichsanzeiger 1805 No. 267. 
  Laus. Mon. Schr. 1805 S. 217.

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als einige Einwohner von Grävenhain in der Heuernte begriffen waren, kam eines Tages plötzlich eine finstere Wolke hoch über ihnen daher gebraust. Die regnete Steine, stärker als eine Mannesfaust und von runder Gestalt. An den benachbarten Bergen (wo sich die Steine zweifelsohne losgerissen) leuchtete es wie von blauen Flammen und dröhnte wie ein ferner Donner. Der Sturm schnitt das Gras von der Erde ab, als wäre es mit einem Scheermesser weggeschoren.

Die Heuschober wurden aufgehoben und verschwanden in der Wolke, und man hat nie wieder Etwas von ihnen gesehen. Da sagte eine Tagelöhnersfrau zu ihrem Manne: „Wir wollen nach Hause gehen, hole das Zeug! Du siehst ja, daß der jüngste Tag kommt!“ Unerschrocken antwortet ihr der Mann: „Du Narr! wenn der jüngste Tag kommt, brauchen wir das Zeug nicht.“

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862