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Das verlorene Wasser bei Penzig

  Mündlich und nach Schön's handschriftl. Mittheilung.

In der Haide bei Penzig entspringt ein Wasser, welches ins Rothwassner Gebiet fließt und sich dort verliert. Wohin weiß Niemand. Die Sage aber erzählt: Vor uralter Zeit hauste in der Görlitzer Haide ein böser Förster. Der plagte die Leute bis aufs Blut und Niemand konnte ihm was recht machen. Einmal ließ er einen Graben aufwerfen und ging selber hin um die Arbeit zu besichtigen. Sie schien ihm viel zu langsam zu gehen und er fing ganz greulich an zu fluchen über die ungeschickten Arbeiter.

Da sagte einer von ihnen, ein alter Mann: Herr Förster, wir machen's wie wir können. Wenn wir's anders anfangen sollen, so müßt Ihr's uns schon vormachen, damit wir's lernen. Da ward der Förster verboßt, riß dem Alten die Hacke aus der Hand und fing an unter immerwährendem Fluchen zu graben und aus der Hand und fing an unter immerwährendem Fluchen zu graben und Erde aufzuwerfen. Und es ging wirklich schnell und er steckte schon ganz tief in der Erde, aber es dauerte gar nicht lange, da ächzte er auf und versank in den Boden und Niemand hat ihn wieder gesehen. – Man unterließ es, den Graben weiter zu ziehen, aber das Wasser, welches bis auf diese Stelle fließt und sich dort nach dem Innern der Erde ergießt, heißt bis auf den heutigen Tag das verlorene Wasser.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862