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Getreideregen

  Frenzel, hist. nat. I. 564. msc. Martin Bohemus, Predigten S. 35. 
  Barthol. Scultetus, ann. a a. 1571 msc.

In der Nacht vom 25. zum 26. Juni 1571 fielen mit einem Regen um Görlitz und Lauban Körner auf die Erde, welche theils wie Roggen, theils wie Erbsen, theils wie anderes Getraide aussahen, denn etliche waren länglich, etliche aber rund. Man fand sie zu Görlitz des Morgens früh in den Gärten und auf dem Acker so häufig ausgestreut, daß man sie auflas, dörrte und mahlen ließ, auch davon Brod buck, welches gegessen wurde und einen süßlichen Geschmack hatte. Die Körner gaben sehr viel Mehl, und man konnte von einer Metze so viel backen, als von einem halben Scheffel Korn.

Solcher Getraideregen erneuerte sich am 18. August 1606. Da hat man hin und wieder bei der Stadt Görlitz und sonderlich auf der Lauban'schen Straße hin fliegendes Korn gesehen. Viele haben's mit den Händen aufgefangen und viel zusammen gebracht.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862