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Der Schönberger Gesundbrunnen

  Frenzel, hist. natur. msc. I. S. 497. Mündlich.

Der Gesundbrunnen bei Schönberg kam im Jahre 1643 zum Vorschein, indem auf einer Hutung zwei Hirtenknaben mit ihren Stöcken auf die Erde schlugen, um sich im Takthalten beim Dreschen zu üben und unter ihren Schlägen ein Wasserquell in die Höhe sprang. Dieses Wasser, das auf eine so merkwürdige Weise entdeckt wurde, kam sehr bald in Aufnahme.

Von nah und fern strömten die Menschen herzu und wurden gesund. Allein als die damalige Herrschaft, die Frau Rittmeisterin von Nostitz, das Heilwasser zu einer Geldquelle für sich machen wollte und es nur gegen Bezahlung verabfolgen ließ, verlor es seine Kraft; denn eine solche Gottesgabe soll man die Menschen frei gebrauchen lassen.

Erst 1714 bekam die Quelle ihre alte Kraft wieder, wurde von Neuem gefaßt und ein Häuschen darüber gebaut. Aber aus derselben Ursache ward sie auch bald wieder unkräftig. In der neuesten Zeit, da nur noch eine dunkle Sage im Volke von ihr bestand und der Brunnen ganz verfallen war, hat man die Quelle wieder gefaßt und viele benutzen sie mit Erfolg zum Trinken und Baden.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862