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Der Goldvogel in der Muskauer Haide

  Gräve S. 178.

In der Muskauer Haide läßt sich zuweilen ein Vogel mit schönem bunten Gefieder, goldenem Schwanze und Flügeln sehen. Er hat die Größe eines Goldrabens und wird von den Wenden Zitzemi, auch Bilarz genannt. Wem er erscheint, dem bringt er Glück. Er ist der Geber von Springwurzeln, Glückswürfeln, heilsamen Tropfen und dergleichen. Wem er Federn aus seinen Flügeln giebt, der hat Glück in Allem, was er vornimmt. Seine Schwanzfedern bringen Glück im Feld-, Obst- und Weinbau und verschaffen eine gesegnete Nachkommenschaft. Seine Brustfedern machen den Beschenkten zu einem berühmten Manne und geben ihm die Gabe der Beredtsamkeit. Man glaubt, er sei ein wohlthätiger Zauberer gewesen, der von einem boshaften aber mächtigeren in diese Gestalt verwandelt worden sei.

Anmerkungen: In einem böhmischen Märchen kommt ein Glücksvogel vor, von dem geglaubt wird, daß der, der sein Herz esse, reich und der, der seinen Kopf verzehre, König werde. Milenowsky, Volksmärchen aus Böhmen, Breslau 1853, S. 187. Wolfs Zeitschrift II., S. 446.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862