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Der Schatz auf dem Zangenberge - Erste Sage

  N. L. Mag. 1838 S. 383. 
  O. L. Nachlese 1769 S. 86. 
  L. Mon Schr. 1793 II. 355. 
  Gräve S. 99.
  Handschrift der Breslauer Lusatia No. 19.

Im Zangenberge bei Marklissa liegt ein großer Schatz, welcher von einem weißen und einem schwarzen Hunde bewacht wird, und aus den Zeiten herrührt, da auf diesem Berge die alte Burg Lesna gestanden hat, die in der Theilungsurkunde vom Jahre 1267 vorkommt und der Stadt Marklissa den Namen gegeben haben soll.

Zwei arme Häusler aus Hartmannsdorf gingen einst mit einer Wünschelruthe bewaffnet nach dem Zangenberge, um den darin befindlichen Schatz zu heben. Die Ruthe zeigt ihnen die Stelle, wo er liege, und sie fangen an eifrig zu graben. Da sieht der eine auf, um sich den Schweiß von der Stirne zu wischen und, voll Entsetzen den andern mit dem Arme stoßend, flüstert er ihm zu: Dort ist der Teufel, er sieht grimmig her. Laß ihn sein, erwiedert der andere, ich will den Schatz aber heben. Beide gruben nun wieder emsig fort. Der erste kann es aber nicht lassen wieder aufzusehen und mit dem Ausrufe: Dort ist der Teufel immer noch, er baut einen Galgen, wollte er die Hacke wegwerfen und entfliehen. Aber der andere hält ihn fest und murmelt ohne aufzusehen wieder: Laß ihn sein, ich will meinen Schatz heben. Da ermannte sich der Erschrockene und grub mit Eifer weiter.

Plötzlich hörten sie es rascheln und knistern. Sie blicken auf und vor ihnen steht der Böse, die kralligen Hände ausgestreckt und mit seinen flammenden Augen sie gräßlich anstierend. Da packt sie Entsetzen; sie lassen alle Werkzeuge liegen und fliehen so weit sie nur ihre Füße tragen von dem fürchterlichen Orte. Ein mächtiger Sturm hatte sich erhoben, die Tannen auf dem Berge rauschten wild durch einander und in dem allgemeinen Getöse hörten sie von Zeit zu Zeit ein gellendes Hohngelächter. Schweißtriefend kamen die Schatzgräber zu Hause an und haben es nie mehr gewagt, einen Schatz heben zu wollen. Die Stelle aber, wo sie gegraben, hat man niemals wieder finden können.

Anmerkungen: Kleine naturgetreu nachgebildete Miniaturgalgen, an denen ganz kleine daumlange Männchen die Ebenbilder der Schatzgräber hangen, spuken in mehren Schatzgräbergeschichten der Lausitz.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862