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Der Schatz auf dem Protschenberge - Erste Sage

  Laus. Mag. 1838 S. 128. Köhler, Bilder aus der O. L, Bud. 1854 S. 114.

In der sogenannten Teufelshöhle am Protschenberge, welche ein etwa 5–6 Schuh weites Felsenloch ist, sollen unermeßliche Schätze liegen, welche von drei alten Männern in langen weißen Bärten bewacht werden.

Vor mehren hundert Jahren ging ein verarmter Bürger Budissin's am Fuße des Protschenberges spazieren. In der engen Stube mochten ihn die Nahrungssorgen zu sehr geängstigt haben, daher hoffte er im Freien Ruhe zu finden. Auf einmal, als er so in Gedanken versunken an den Felsen des Protschenberges umher kletterte, sah er vor sich die schon damals berüchtigte Teufelshöhle und in derselben drei alte Männer um einen steinernen Tisch sitzen. Die Männer schienen selbst von Stein zu sein, so verwittert sahen sie aus und so regungslos saßen sie da. Erschreckt wollte der Bürger aus dem Bereiche der Höhle fliehen, aber es war ihm nicht möglich. Seine Angst wurde noch vermehrt, als ihm einer der Männer winkte, näher zu treten.

Er faßte sich endlich und trat, wiewohl beklommen, an den Eingang der Höhle. Dieselbe hatte sich wunderbar erweitert und war an den Wänden mit Gold und Juwelen geschmückt. Auf dem steinernen Tische aber lag ein Haufen Goldstücke. Das Männchen, welches ihn genöthigt hatte, näher zu treten, deutete ihm hierauf an, sich soviel von dem Goldhaufen zu nehmen, als er bedürfe, und nannte ihm den Tag, an welchem er wieder erscheinen könne, sollte ihm das Geld nicht ausreichen. Es verbot ihm aber zugleich, irgend Jemandem von alle dem etwas zu sagen, was er hier gesehen und erlebt habe.

Der Arme langte erfreut zu, füllte sich die Taschen mit Goldstücken und entfernte sich dankend von den freundlichen und mitleidigen Geistern. Jetzt begann er ein neues Leben, aber nicht ein Leben voll Gottesfurcht. Er betete nicht, er arbeitete nicht, sondern saß vom Morgen bis zum Abende im Wirthshause. Durch dieses flotte Leben erregte er Aufsehen, seine Mitbürger steckten die Köpfe zusammen und konnten ihre Verwunderung nicht verbergen, auf welche Weise der einst so Arme reich geworden sei. Einer unternahm es, ihn auszuforschen und erfuhr auch in Folge eines Rausches das ganze Geheimniß. Er forderte ihm hierauf durch Drohungen das Versprechen ab, ihn mitzunehmen, sobald er wieder zur Höhle gehe, um sich Geld zu holen. An dem bestimmten Tage und zur bestimmten Stunde begaben sich nun Beide auf den Weg und traten vor die Höhle, aber dieselbe blieb verschlossen und hat sich bis auf den heutigen Tag nicht wieder geöffnet.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862