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Der Schatz auf der Landeskrone - Dritte Sage

  Mündlich aus Görlitz

Der alte Postillon Matthes aus Krischa, der daselbst nach seiner Dienstentlassung noch im Jahre 1826 lebte, ging jede Johannisnacht auf die Landeskrone und erhob dort von dem Schatze des Ziszibor jedes mal soviel, als er das Jahr über brauchte. In der Gegend umher glaubten das die Leute steif und fest und die Weißenberger Bürger schickten einst Abgeordnete zu ihm, die ihm vieles Geld boten, wenn er sie mitnehmen wollte, denn die guten Bürger wollten gern der Stadt Schulden bezahlen, und wußten nicht wovon.

Wenn man in das Gewölbe hinein kommt, wo der Schatz liegt, so sieht man Ziszibor vor ihm sitzen, mit einer weichen Semmel in der Hand. Der Schatz besteht aus drei großen Tonnen voll geprägter Münzen. In der einen Tonne liegen die Goldstücke, in der andern die harten Thaler und in der dritten die kleine Münze. Wenn man drei ganz schwarze Thiere, an denen kein weißes Härchen sein darf, nämlich eine Katze, einen Ziegenbock und einen Hund bekommen könnte, so wäre der Schatz leicht zu heben. Denn wenn man mit diesen auf der Landeskrone ankäme, so würde sich die Thüre von selbst aufthun, und man könnte dann nehmen, soviel man wollte. Beim Weggehen muß man sich nur hüten, einen Blick rückwärts zu thun, wenn auch das Kettengerassel noch so furchtbar sein sollte.

Anmerkungen: Der Wendenfürst Ziszibor ist der sagenhafte Erbauer der Burg. Näheres von der Landeskrone s. unter den Ortssagen im 2. Buche. Vom Teufel auf der Landeskrone berichten No. 101, 102. u. 113.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862