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Der Schatz auf dem Stromberge - Erste Sage

  Büsching, Nachr. II. 202. Vergl. Lyser, Abendl. 1001 Nacht, XI. 23. Preusker I. 85.

Ein armer Knabe hütete einst auf dem Stromberge Kühe; als er nun aber müssig da und dort herum schlenderte, siehe! da lag plötzlich zu seinen Füßen das schönste Goldstück. Er bückte sich, um es aufzuheben, aber indem er dies that, blitzte ihm schon wieder ein anderes in die Augen, schnell langte er auch nach diesem, doch schon glänzte wieder ein neues dort aus dem Grase hervor und noch eins, und dort noch eins! So ging es fort und schon hatte der Knabe zehn der schönsten Goldstücke in seine Mütze zusammengelesen, als ihm auch noch ein eilftes vor den Augen spiegelte. Auch dieses wollte er sich zueignen, doch dies war schon zu viel verlangt, eben als er sich danach bückte, erhielt er von unsichtbarer Hand einen derben Backenstreich. Aber mit diesem waren auch die übrigen zehn bereits gesammelten Goldstücke im Nu wieder verschwunden und er blieb alles Suchens ungeachtet so arm, als er immer gewesen war.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862