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Der feurige Hund auf dem Löbauer Berge

  Borott, der Löbauer Berg 1854 S. 59.

In dem sumpfigen Gebüsche am östlichen Abhange des Löbauer Berges läßt sich zuweilen ein feuriger Hund sehen. Wer demselben muthig folgt, den führt er zur Diamantgrube. Ein Bauernmädchen aus Herwigsdorf kehrte einst spät in der Nacht vom Löbauer Jahrmarkte zurück. Da begegnete ihr der Hund, und seltanz Weise hatte sie Muth genug ihm zu folgen und gelangte auch richtig in einen glänzenden Saal, wo Alles in diamantenem Lichte blitzte und strahlte. Die anwesenden Personen fragten sie, was sie wollte. Nur einen einzigen von euren kostbaren Steinen, antwortete ängstlich bittend das bescheidene Mädchen. Kaum aber hatte sie den Wunsch geäußert, als der Feuerpudel sie wüthend anfuhr und mit solcher Gewalt in die finstere Nacht hinausschleuderte, daß sie erst unweit ihrer Behausung sehr unsanft auf dem Boden ankam. Sie erzählte Alles ihrem Bräutigam; um ihn heirathen zu können, hatte sie ja nur die Berggeister gebeten.

Der Bursche fing die Sache klüger an. Den nächsten Abend folgte er dem Pudel und kam ebenfalls in den Diamantensaal zu den Berggeistern. Aber er stellte sich entsetzlich dumm und that wie blödsinnig. Er äußerte nur kindische Freude über den Glanz und die Pracht und als er ganze Körbe voll Diamanten sah, freute er sich nur über die gläsernen Haselnüsse, wollte auch keine annehmen, weil er sie ja doch nicht beißen könnte. Nun so nimm doch Deinem Mädchen wenigstens einige mit, sagte einer der Berggeister und füllte ihm alle Taschen mit Diamanten. Hierauf empfahl er sich tölpisch und da der Pudel ihm wieder hinableuchtete, kam er glücklich ins Thal. Er aber lachte sich ins Fäustchen, die Geister getäuscht zu haben, heirathete sein Mädchen und kaufte sich das ganze Dorf.

Anmerkungen: Der Löbauer Berg ist eine heidnische Opferstätte (s. No. 21.), wo auch Zwerge hausen (s. No. 29.), der wilde Jäger sein Wesen treibt (s. No. 141 b.) und die Wunderblume blühte (s. No. 296. u. 297.).

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862