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Zauberlichter

  Magnus S. 152. cf. S. 126.

Den 13. April 1619 hat man nach Sorau einen Landsknecht gefangen gebracht und am 7. August mit glühenden Zangen gepeinigt, gerädert und noch lebend auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Dieser Landsknecht hatte auf der Tortur bekannt, daß er drei schwangere Weiber ermordet und aus ungeborener Kindlein Därmen, so er auf Bretter gespannt und abgedörrt, wie auch aus ihren Fingerlein Zauberdrähte zubereitet, solche mit Wachs, welches am heiligen Christtage von den Altarkerzen abgetropfet, überzogen und im Namen aller Teufel gewelkert habe. Solche Nachtlichter hat er auch dem Koche auf dem Schlosse zu Sorau (Namens George Schreiber) gegeben, der damit „erschreckliche Thaten verrichtet“ und des Herrn Landvoigts Fräulein Schwester, Sidonia Elisabeth, dergestalt erschreckt, daß sie eiligst gestorben.

Dieser Koch bekannte auf der Tortur, daß er außerdem sieben Mordthaten begangen, wurde auch zum Lohne dafür mit glühenden Zangen gezwickt, gerädert und auf einen Tisch gespannt, wo ihm der Henker erstlich das Gemächte abschnitt, mit dem Messer von unten auf den Leib zerschlitzte, das Herz herausriß, ihm dasselbe um das Maul schlug, und schließlich den Körper in vier Theile zerstückte, wovon die rechte Hand und das Haupt bei dem Gerichte, die linke auf dem Kunzendorfer Viehwege, der eine Schenkel auf der Salzstraße und der andere bei Alt-Sorau am Wege angenagelt ward, das Eingeweide aber ward im Kreise mit Feuer verbrannt.

Anmerkungen: Mit den Fingern ungeborener Kinder kann gezaubert werden. Angezündet geben sie eine Flamme, welche alle Leute des Hauses im Schlafe erhält. Schamberg, de jure digitor p. 61. Prätorius, Von Diebsdaumen, Lips. 1677. Die Hexen graben die Leichen junger Kinder aus und schneiden ihnen die Finger ab. In Budissin wurden i. I. 1602, den 29. Nov, zwei Mörder hingerichtet, die auf der Tortur gestanden, daß sie sich auf dieselbe Weise, wie oben erzählt, ungeborner Kinder Fingerlein verschafft und, um sich fest zu machen, in Bier gethan und gegenseitig zugetrunken. Ihre Helfershelferin war eine Hexe, welche „den Teufel in Gestalt eines Rothkehlchens am Wasser gebannet“ und damit viel Unheil angerichtet hatte. (Mühlwolff, Chron. von Budissin. Msc. Fol. 49.)

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862