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Helena Gottschalk, die bezauberte Jungfrau

  Frenzel, hist. nat. III. 1420. msc Unschuldige Nachrichten 1702, S. 936. 
  De puella Zittaviensi incantata. L. Mag 1783. S. 66. 
  Zedler, Universallexikon LXII. 1763. Hoffmann, Script. Lus. II. p. 250.

Einst lebte zu Zittau ein Mädchen, Helene Gottschalk genannt (geboren 1691), die stets von furchtbaren Krämpfen heimgesucht war, auch lange Zeit von einer Unzahl von Läusen geplagt wurde, bis sie aus freien Stücken eine Hand voll vom Kopfe nahm und mit den Worten: Da hast Du Deine Läuse wieder, Du alte Hexe! von sich warf, und so räthselhaft irre sprach, daß man glaubte, sie sei bezaubert. Der Verdacht fiel auf eine gewisse alte Frau, Namens Sabine, die 1700 auf der Pappelgasse mit Gottschalks Familie in einem Hause gewohnt hatte, und von dem unglücklichen Mädchen selbst als die, welche sie behert, bezeichnet ward. Sie ward also als Hexe eingesetzt und damit sie die Erde nicht berühre, im Stockhause frei aufgehängt 1)

Doch fand man sie eines schönen Morgens todt (21. Juni 1702); ob sie sich selbst erwürgt oder ob der Teufel ihr den Hals umgedreht, weiß man nicht, sie ward beim Galgen beerdigt. Sonderbarer Weise ward indeß noch in demselben Monat das Mädchen völlig von ihren Uebeln befreit.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862


1)
Aehnliches geschah 1678 zu Budissin mit einem Räuber und Mörder, der den Teufel hatte. (S. Pescheck, Gesch. v. Zittau, Bd. ll. S. 746. Anmerkungen:) Man glaubte, sobald eine Hexe die Erde berühre, könne sie sich verwandeln. (Grimm S. 607.)