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Große Dürre durch Hexerei

  Magnus S. 214.

Anno 1653 hat es um Sorau herum ganzer sechszehn Wochen nicht geregnet; daher entstand eine so große Dürre, daß die Brunnen und Bäche austrockneten. Daran waren die Sorau'schen Bleichweiber schuld mit ihrer Zauberei. Das hat ein ehrlicher Bürger und Fleischhauer deutlich wahrgenommen; denn als er bei einem Spaziergange hinterm Zaune gestanden, hat er gesehen, wie eine alte Vettel mit dem bloßen Hintern rückwärts gegen eine aufsteigende Regenwolke gelaufen ist und dazu gesagt hat: Regne mir in den und nicht auf meine Leinewand! worauf dann die Wolke wieder vergangen.

Der Bürger lief der alten Hexe nach, um zu sehen, wer sie wäre, aber er konnte sie nicht einholen und ehe er sich's versah, war sie vor seinen sichtlichen Augen verschwunden. Als dies nun dem Grafen Seifried von Promnitz hinterbracht worden, ließ er eine scharfe Untersuchung anstellen, konnte aber nichts erfahren. Er verbot daher das Bleichen gänzlich, und siehe, alsobald regnete es.

Anmerkungen: Hexen lesen Eichenlaub in ein Mannshemd und hängen es, angefüllt mit dem Blättern, an einen Baum. Sofort erhebt sich der Wind, der allen Regen vertreibt und trockenes Wetter erhält. (Grimm, Mythol. S. 616.) Umgekehrt zaubern sie durch Schlagen ins Wasser und andere Zaubermittel fürchterliches Ungewitter herbei, wovon ich kein lausitzisches Beispiel weiß. Vielleicht aber hat das beim Todaustreiben an einer Stange ins Dorf zurückgetragene Hemde der zerstörten Winterpuppe die Bedeutung eines (heilsamen) Regenzaubers.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862