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Der wilde Ruprecht auf dem Hutberge

  S. Gräve S. 135 

Auf dem Hutberge bei Herrnhut ist’s nicht geheuer. In der Walpurgisnacht hört man ein schreckliches Tosen in der Luft und sieht allerhand riesenhafte Gestalten daher ziehen. Das ist der ruhelose Geist eines wilden Raubritters; der hatte einst dort eine große Burg, deren Trümmer noch heute sichtbar sind.

Sein Name war Ulrich Ruprecht. Er legte große Keller im Berge an, wo er seinen Raub zusammentrug, und einen großen Schatz sammelte, der noch zu heben ist. Ein unterirdischer Gang setzte sein Schloß in Verbindung mit Bernstadt, wo sein guter Freund und Helfershelfer Bernhard Dietrich hauste. Als er einst in seinem Keller saß und im Golde wühlte, kam der Teufel und mauerte die Kellerthüre zu, daß er bei seinen Schätzen elendiglich umkommen mußte.

Anmerkungen von Karl Haupt: Auch der Name Ulrich Ruprecht ist bedeutsam. Uller ist die nordische Äpersonifikation Odins, der Schütz mit den Todespfeilen. Die Lausitz ist reich an Ortschaften mit dem Namen Ullersdorf, hauptsächlich im Distrikte des wilden Jägers. Ruprecht aber heißt entweder Hruotperacht, der rothglänzende (Kuhn) oder der Umhüllende, Rupa sanskr. = Gewand, robe. (Nork.) Der Hut Odins erweitert sich nämlich zum Mantel. So im Namen des Harzjägers Hackelbärend = Mantelträger und im Namen Robin (Hood) von robe.

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