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Teufelsspiel

  Mündlich.

Zwischen Gruna und Lichtenberg ist ein Thal, das nennt man die Hölle, weil daselbst der Teufel sein Wesen treibt. Einst war der Voigt von Lichtenberg in die Grunaer Schänke zu Biere gegangen und hatte dort sein ganzes Geld im Würfelspiele verloren. Aber der leidenschaftliche Spieler konnt es nicht genug kriegen und war so erpicht darauf, daß er auch noch seinen Rock einsetzen wollte; doch seine Mitspieler nahmen das nicht an und hoben das Spiel auf, da es schon sehr spät geworden war.

Voll Aerger entfernt sich endlich auch der Voigt und sagt im Weggehen ganz erhitzt: „Heute muß ich noch spielen und wenn's mit dem Teufel wäre.“ Und also geschah es auch. Denn als er um Mitternacht durch das Thal geht, da sitzt auf dem großen Granitblocke, der in der Mitte desselben nahe am Wege liegt, wirklich der Böse, hat einen großen Haufen Goldes neben sich liegen und spricht zu ihm: Nun, Voigt, Du hast mit mir spielen wollen, komm! setze Deine Seele ein; hier ist viel zu gewinnen! – Der vom Branntwein ziemlich benebelte Voigt erschrickt zwar Anfangs, faßt sich aber bald ein Herz und erwiedert im kecken Muthe, geblendet von dem blinkenden Golde: Gut! ich bin's zufrieden; wirf Du zuerst. Da grinst der Böse, zieht drei Würfel aus der Tasche und wirft die höchsten Augen, lauter Sechsen. Und der Voigt rafft die Würfel zusammen, schüttelt sie voll Verzweiflung und wirft – ein Auge mehr als der Teufel; denn es war eins aus dem Würfel heraus gesprungen und lag mit daneben. Und eben schlug's zwölf Uhr. Der Teufel verschwand mit Schwefelgestank und ließ dem Voigte das viele Geld zurück. Wie er es aber anfassen und einsacken wollte, da griff er in einen Haufen Menschenkoth. So führt der Teufel Alle an, die mit ihm spielen, wenn's auch Anfangs scheint, als hätten sie gewonnen.

Anmerkungen: Der Stein heißt bis auf den heutigen Tag der Teufelsstein. Ganz dieselbe Sage wird auch von Wehrau erzählt, wo der Teufel als Junker erscheint und in der Schänke mit dem Bauer würfelt. Aehnliche Sagen vom würfelnden Teufel finden sich in Schleswig (Müllenhof No. 377.), Preußen (Tettau und Temme No. 201.), der Mark (Kuhn No. 152.)

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862